Behandlung des sakralen Chordoms
Behandlung des Schädelbasis-Chordoms Alternative AnsätzeSakrales Chordom: Operative Ansätze
Übereinstimmend hat sich in allen Studien gezeigt, dass eine möglichst radikale Ausräumung des Tumors die besten Aussichten bezüglich der Prognose verspricht [3,5,11]. Das Chordom ist ansonsten weder strahlensensibel noch gibt es bislang eine als wirksam eingestufte und zugelassene Chemotherapie. Eine Ausnahme bildet die sog. Protonenbestrahlung, die jedoch bislang ausschließlich bei den wesentlich schlechter zu operierenden Schädelbasis-Chordomen eingesetzt wird.
Bei den operativen Ansätzen ist insbesondere die Weite der Tumorränder entscheidend. Weite Ränder, d.h. eine Ausräumung im Gesunden bietet die beste Voraussetzung für eine mögliche Heilung. Die Operation (Sakrektomie) entfernt dann den entsprechenden vom Tumor befallenen Teil des Sakrums (Kreuzbeins). In Abhängigkeit welche nervalen Strukturen hierbei entfernt oder geschädigt werden, können zahlreiche Funtionsausfälle die Folge sein. Ist es notwendig, höher als S3 zu operieren, wird beipielsweise das sakrale Miktionszentrum (S2-S4) denerviert, was in der Regel Blasenentleerungsstörungen zur Folge hat. Fallen beide S2-Wurzeln ist außerdem mit Stuhlinkontinenz zu rechnen. Weitere Folgen sind sensible Ausfälle im Bereich des Gesäßes und entsprechend der weiteren Schädigung der hinteren Oberschenkel, Unterschenkel und bei Entfernung von S1 der Fußaußenkanten. Außerdem folgen Orgasmusunfähigkeit bei Frauen und fehlende Erektionfähigkeit bei Männern. Ist S1 entfernt worden, ist zusätzlich mit motorischen Ausfällen zu rechnen. Laufen ist dann meist nur noch mit speziellen Hilfen für den Fußheber möglich.
Diese Ausfälle sind zahlreich und schränken die Lebensqualität entsprechend ein, sind jedoch die einzige Möglichkeit, den Tumor radikal zu entfernen und damit Konsequenz der einzigen Heilungschance. Trotz allem tendiert das Chordom zu häufigen Rezidiven. Außerdem ist auch spät bei ca. 5%-40% aller Fälle noch Metastasierung möglich [12], hierbei vor allem in die Lunge. Seltener sind Metastasierungen in die Leber sowie intraspinale Metastasen.
Sakrales Chordom: Chemotherapeutische Ansätze
Generell gelten Chordome als nicht chemo-sensitiv, es gibt jedoch neuere Ansätze, die eine recht gute Wirksamkeit von Imatinib (Glivec®) einem Tyrosinkinase-Hemmer belegen [13,14]. Es gibt allerdings eine Anzahl von PatientInnen, die nicht auf Imatinib ansprechen. Hier käme der Einsatz von Sunitinib (Sutent®) in Frage, einer Substanz, die fuer Imatinib-resistente Tumore (in den USA) zugelassen ist [15] und eine Art "Zweite-Generation Tyrosinkinase-Hemmer" ist. Hierzu gibt es auch eine inzwischen abgeschlossene Studie, die in den USA lief. Die Ergebnisse sind jedoch noch nicht publiziert.
Sakrales Chordom: Strahlentherapeutische Ansätze
Allgemein gelten Chordome nicht als strahlensensibel. Es gibt jedoch verschiedene Auffassungen darüber, ob einer Operation trotzdem eine Bestrahlung folgen sollte, was an den einzelnen Behandlungszentren auch unterschiedlich gehandhabt wird. Wenn eine Bestrahlung erfolgt, sind aufgrund des langsamen Wachstums der Chordome und der daraus resultierenden geringen Strahlensensibilität hohe Strahlungsdosen (über 70Gy bis zu 90Gy) notwendig. Dies birgt entsprechende Schwierigkeiten, da alle Lokalisationen und insbesondere beim Schädelbasis-Chordom in der Nähe von vital und funktionell wichtigen Strukturen liegen und entsprechend mitgeschädigt werden können. Dieses Problem limitiert den Einsatz dieser Therapieform zusätzlich. Beim Schädelbasis-Chordom kommt seit kurzer Zeit besonders die sog. Protonen-Beam-Bestrahlung zum Einsatz (siehe unten).
Schädelbasis-Chordom: Operative Ansätze
Aufgrund ihrer Lage in der Nähe vitaler Strukturen könen Schädelbasis-Chordome in der Regel nicht komplett durch eine Operation entfernt werden [10]. Das Einhalten entsprechend weiter chirurgischer Ränder ist entsprechend schwierig bis nicht möglich. Dementsprechend werden Chordome der Schädelbasis in der Regel ähnlich den sakralen Chordomen mit recht hohen Dosen bestrahlt (siehe unten).
Schädelbasis-Chordom: Chemotherapeutische Ansätze
Neuere Studienergebnisse [16] legen nahe, dass ähnlich wie bei den sakralen Chordomen ein bestimmter Wachstumsfaktor (PDGFA/PDGFB) aktiviert ist, der den Einsatz von Imatinib (Glivec®) als sinnvoll erscheinen läßt. Konventionelle Chemotherapie hat sich als nicht wirksam erwiesen.
Schädelbasis-Chordom: Strahlentherapeutische Ansätze
Da Schädelbasis-Chordome in der Regel
nicht kurativ zu operieren sind, sind
strahlentherapeutische
Interventionen die dort am
häufigsten angewandte
Behandlungsmethode.
Hierbei kommen sowohl "klassische"
Photonen- als auch die in bislang
wenigen Zentren in Deutschland
verfügbare Protonenbestrahlung zum
Einsatz. Auch hier werden hohe
Strahlendosen (60-70Gy) notwendig
[17].
Zentren, die Protonenbestrahlung
durchführen
Alternative Behandlungsansätze: Mistel
Ein Ansatz, der sich gut zur
Ergänzung von "Standardbehandlung"
anbietet, ist die Behandlung mit
wässrigen Auszügen aus
verschiedenen Mistelformen
(z.B. Apfelbaum, Kiefer etc.). Die Idee
dahinter ist, dass die Mistel als
pflanzliche Zelle für unseren
Körper fremd ist und als fremd
"erkannt" wird. Dieses wiederum
löst eine Immunreaktion des
Körpers aus, der die fremden Stoffe
erkennt und vernichtet, d.h. das
Immunsystem wird bei dieser Therapieart
angeregt. Das ist besonders wichtig, da
damit auch Krebszellen als fremd und zu
vernichten erkannt werden
können. Das Zuführen der
Mistel als solche ist jedoch nicht
schädlich. Wichtig ist allerdings,
dass ein Arzt/Ärztin, die sich
damit auskennen ein geeignetes
Präparat in der geeigneten
Stärke verordnet.
Einen
schönen Überblick verschafft
die folgende Seite zur
Misteltherapie.
http://www.mistel-therapie.de
Alternative Behandlungsansätze: Hyperthermie
Hyperthermie beinhaltet die gezielte
Erwärmung einzelner
Körperteile oder des ganzen
Körpers auf 40°C-43°C. Die
Idee dabei ist, dass durch die
Erwärmung die Durchblutung
verbessert wird, d.h. auch im Tumor,
und dass diese Bereiche dadurch
sensibler füer Strahlentherapie,
Chemotherapie, Immuntherapie,
Gentherapie etc. werden und diese dann
besser wirken
können. Außerdem sollen durch
die Erhöhung
der Körpertemperatur, was wie eine
künstliche Fieberinduktion wirkt,
immunologische Prozesse angestoßen
werden. Das Ziel ist ähnlich wie
bei der Misteltherapie, dass der
Körper fremde Zellen wieder als
solche erkennt und bekäpfen
kann. Es gibt zur Zeit noch nicht viele
wissenschaftliche Ergebnisse zur Wirkung
der Hyperthermie, aber es wird daran
gearbeitet.
Obwohl man weiß, dass diese Form
der Krebstherapie bei einigen Tumoren
durchaus erfolgreich ist,
übernehmen die Krankenkassen
bislang keine Behandlungskosten.
Eine kurze Einführung bietet der
folgende Link des DKFZ zur Hyperthermie.